Nach einem von uns entwickelten Konzept führten wir eine vielfältige Veranstaltungsreihe durch, der wir den Namen Kinderkolleg gaben. Dieser Name entstand in Anlehnung an das bekannte Programm Kinderuni, wobei es sich beim Kinderkolleg darüber hinausgehend um eine komplexe Entwicklungsförderung handelt, die auf eine individuelle Berücksichtigung der Entwicklungsbedürfnisse der teilnehmenden Kinder ausgerichtet ist. Im Kinderkolleg arbeiteten wir in der Förderung mit einer flexiblen Verbindung von Gruppen- und Einzelkonstellationen. Veranstaltungen, die in einem zentralen Ereignis für eine größere Gruppe ihren Schwerpunkt hatten, wurden z.B. in mehreren kleineren Gruppen sowie über eine Serie von Einzelinteraktionen mit mehreren Kindern vor- und nachbereitet. Diese flexible Verbindung von Gruppen- und Einzelinteraktion bei Projekten, die selbst eine längere Geschichte und verschiedene Stadien haben, hat sich dabei als wirksames Gestaltungselement für die Förderarbeit herausgestellt und wurde in diesem Sinn immer weiter entwickelt. Zielstellung des Programms ist die Förderung bei gemeinsamen Vorliegen von Hochbegabung und weiteren Entwicklungsbesonderheiten, der Anschub von Protointeressen und darauf aufbauend von Interessen um darüber produktiv beim Kind liegende Ressourcen für eine Förderung zu gewinnen, das Ermöglichen von Freude am problemlösenden, logischen und kreativem Denken, die Unterstützung nachholender Entwicklung bei Bildungsverzögerung sowie ohne weitere Zusatzaspekte einfach ein Wissensaufbau für Kinder auf spannende Weise.

Zum Programm des Kinderkollegs gehörten Leserunden, Exkursionstage, Tage „Lernen und Spielen“, kleines Kino mit Gespräch, Treffen für Viererschachrunden sowie Vorträge und Gespräche mit Gästen aus Erfahrungsbereichen wie Wissenschaft, Bücher schreiben, Kunst, Sprachen übersetzen und Forschungsreisen unternehmen. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, mit denen wir dafür zusammengearbeitet haben, kamen aus der Meeresforschung, Astrophysik, Raumfahrttechnik, Sinologie, Altsinologie, Informatik, Philosophie, Geschichte und Anthropologie. Es gab verschiedene Veranstaltungsserien, bei denen wir uns mit der Architektur von Bibliotheken, den Voraussetzungen für eine schöne Stadt und dem Kennenlernen fremder Länder durch Besuche ihrer Botschaften beschäftigt haben. Mehrere Expeditionen mit Übernachtungen machten die Verbindung von Abenteuer und Lernen spürbar. Wir beobachteten Tiere nachts und zum Tagesbeginn in Meeresnähe und schliefen in einer Jurte. Auf einem abgelegenen Künstlerhof wohnten wir und führten dort das Projekt „Mathe und Kunst“ durch.

Das gesamte Programm war letztlich nur bei ehrenamtlichem Engagement der gestaltenden Erwachsenen möglich und erfolgte in Zusammenarbeit mit dem Verein WissenschafftZukunft Lernstatt Berlin e.V., den es leider nicht mehr gibt. Uns war es wichtig, die Veranstaltungen in ihrer möglichen Reichhaltigkeit durchzuführen, um die darin steckenden Potentiale auszuloten, zu erkunden und für Kinder wirksam zu machen. Es waren Erfahrungen, die wesentlich einflossen in die Qualität unserer therapeutischen Arbeit und als Voraussetzung für spätere, andere Projekte wirksam wurden. Gegenwärtig ist das Projekt Kinderkolleg abgeschlossen. Es spricht aber nichts dagegen, ihm bei geeigneten Voraussetzungen eine Fortsetzung zu geben.