Die Darstellung zeigt das Brett eines Viererschachs, eines Spiels, das Vorwissen, Konzentration, aufmerksame Wahrnehmung, Urteilskraft, kluge Entscheidung, erfolgreiche Handlungsplanung und Einfühlungsvermögen erfordert und fördert.
Für verschiedene Zielstellungen einer persönlichkeitsbezogenen Förderung ist es damit ein wunderbares Instrument.
Gleichzeitig bietet es auch eine interessante beispielhafte Erfahrung bezüglich  Kontingenz und der Rolle anderer Akteure auf eine eigene Entwicklungs- und Erfolgszielstellung.

Vor diesem Hintergrund fühlen wir uns dem Viererschachspiel verbunden und möchten es für Interessierte im Nachfolgenden in seinen Besonderheiten gegenüber dem verbreiteten und bekannteren Zweier-Schachspiel vorstellen.

Die wichtigsten Ergänzungen der Regeln, die sich für das Viererschach ergeben:

Teams und Aufstellung
Viererschach wird von vier Personen gespielt. Diejenigen, die sich jeweils gegenüber sitzen, bilden ein Team und spielen gemeinsam. Die Linien der gegnerischen Spielfiguren befinden sich also nicht gegenüber, sondern an der linken und rechten Seite des Schachbretts. Auf den jeweils acht Feldern einer Seite werden genau dieselben Figuren in genau derselben Anordnung wie beim Zweierschach aufgestellt. Somit befinden sich – verglichen mit Zweierschach – die doppelte Anzahl von Figuren auf dem Brett. Damit diese Aufstellung möglich ist, hat das Brett die Form eines Kreuzes und ist nach allen vier Seiten um drei Felderreihen zu je acht Feldern verlängert. Dieser Aufbau wird schnell klar, wenn man sich das Spielfeld eines Viererschachs anschaut.
Zwei dunkle spielen gegen zwei helle Figurengruppen. Dabei ist es wichtig, auch innerhalb eines Teams die Figuren zu unterscheiden, denn jeder Spieler darf nur Figuren aus seiner Gruppe bewegen und keine Figuren seines Teampartners.

Spielzyklus
Das Spiel läuft ab, indem entgegen dem Uhrzeigersinn die Position des aktiven Spielers weitergegeben wird. Bevor der verbündete Mitspieler seinen nachfolgenden Zug machen kann, ist also immer der rechts sitzende gegnerische Spieler aktiv.

Die bekannten Schachregeln sind gültig
Es gelten die bekannten Schachregeln. Somit kann jeder, der Zweierschach zu spielen versteht, auch sofort Viererschach spielen. Dennoch wird man beim anfänglichen Spielen von Viererschach viele Überraschungen erleben, da sich das Spiel auf dem anderen Schachbrett ganz anders entfaltet. Die Bedeutung der Figuren für den Spielverlauf gestaltet sich zum Teil anders. Infolge der größeren Abstände haben die Pferde bspw. eine viel mehr ortsgebundene Funktion. Es ist kaum möglich, sie an entfernten Orten auf dem Spielfeld zum Einsatz zu bringen.

Zwei Könige
Mehrere Besonderheiten ergeben sich dadurch, dass ein Team über zwei Könige verfügt. Solange beide Könige vorhanden sind, hat keiner von beiden eine das Spiel entscheidende Funktion. Bei Bedrohung wird kein „Schach“ geboten. Infolge ihrer strategischen Bedeutung sind Könige auch da keine normalen Spielfiguren. Im Falle einer sehr ungünstigen Lage – z.B. Dame und König sind gleichzeitig bedroht – kann es aber sinnvoll sein, einen König zu opfern. Ist ein König geschlagen, wird das Spiel von beiden Teilnehmern mit allen übrigen Figuren fortgesetzt. Jeder spielt weiterhin seine Figuren, auch derjenige, der seinen König verloren hat. Von da ab wird bei einer Bedrohung des allein noch vorhandenen Königs Schach geboten.
Beim Viererschach ist es möglich, einen König auf eine Position zu stellen auf der Schach geboten wird, sowohl wenn beide Könige noch vorhanden sind, als auch wenn nur noch einer im Spiel ist. So kann der König in eine Position rücken, für die vom links sitzenden Gegenspieler Schach geboten wird, da vor dem entsprechenden nächsten Gegenzug noch der eigene Mitspieler aktiv ist und die Bedrohung aufheben kann. Solche Spielkonstellationen zählen zu den dramatischsten des Viererschachs, da vorher auch noch der rechts sitzende Gegenspieler aktiv ist und seinerseits die Bedrohung unterstützen kann.

Bewegung der Bauern
Bauern bewegen sich ebenso wie beim Zweierschach, sie ziehen gerade und schlagen schräg. Auf diese Weise haben sie kaum eine Chance, das Ende des Spielfelds in der Stellung des Gegners zu erreichen, um eine Figur zu wünschen. Diese Möglichkeit besteht beim Viererschach für das Ende des Spielfelds genau gegenüber, also in der Stellung des Mitspielers. Aber der Weg dahin ist weit.

Zeit
Ein Viererschachspiel kann sehr lange dauern. Aus diesem Grund ist es sinnvoll, eine Spieluhr zu benutzen, die die Gesamtspielzeit für beide Mannschaften begrenzt. Das Spiel hat dann die Mannschaft verloren, deren Zeit zuerst abgelaufen ist, falls es vorher keinen Verlust beider Könige für eine Mannschaft gibt.

Kommunikation
Beim Viererschach darf während des laufenden Spiel zwischen den Spielern eines Teams kein Austausch über die Spieldurchführung erfolgen. Die einzige diesbezüglich gestattete Kommunikation erfolgt über die wechselseitige Wahrnehmung der ausgeführten Spielzüge selbst. Zudem werden aber jeder Mannschaft zwei Auszeiten gewährt. Auf Antrag eines Mitspielers wird das Spiel unterbrochen. Die gegnerische Mannschaft muss dann den Spieltisch verlassen, sodass die Mannschaft, welche die Auszeit beantragt hat, ungestört für eine nicht zu lange Zeit – die Dauer dafür ist nicht festgelegt und müsste vorab geregelt werden – ihr weiteres Spiel besprechen kann.

Eine Auszeit wird oft vom stärkeren Spieler beantragt, wenn er erkennt, dass eine schwerwiegende Bedrohung vom Mitspieler unbemerkt akut wird oder wenn eine besondere Chance für das eigene Spiel besteht, die der Mitspieler offenbar nicht erkennt. Auch der gegnerischen Mannschaft ist es im Verlauf der Auszeit erlaubt, den Spielverlauf zu besprechen, allerdings nur mit Rekonstruktionen der Spielsituation aus der Erinnerung, da der Platz am Spielfeld der Mannschaft vorbehalten bleibt, welche die Auszeit beantragt hat.